Kreatives Schreiben: Geschichten mit Schatten und Sprüngen
Zu Silvester, an der Schwelle von 2021 nach 2022, haben wir Wachs gegossen. Und entgegen meiner üblichen Herangehensweise habe ich diesmal die Beschreibung gelesen.
Da stand doch tatsächlich, diese unförmigen bunten Kleckse im Wasser sollen so ins Licht gehalten werden, dass sie einen Schatten werfen. Und dieser Schatten ist es dann, den es – laut beiliegender, sehr weiser Orakel-Tabelle – zu entschlüsseln gilt. Na sowas. Ich hatte schließlich mein Dreiviertel-Leben lang gedacht, die (lange Zeit Blei- und jetzt eben Wachs-) Klumpen an sich wären die Weissagung. Aber nichts da. Es sind ihre Schatten, und das waren sie schon immer.
Nun nehm ich mir zum einen wiederholt vor, ab jetzt immer vorher die Beschreibung zu lesen. Dieser guter Vorsatz wird nichts, wie ich wiederholt weiß.
Zum anderen habe ich diese kleine Lebensanekdote zum Anlass genommen, um mir mein digitales Schattentheater zu kreieren. Hier ist der neue Platz für alle Schatten, die meinem Schreiben entspringen – seit Jahrzehnten. Kurze Geschichten und kreative Fragmente, die sonst nirgends unterkommen. Oder schon, aber nicht genug. Das Schattentheater darf so, in dieser Art, nun langsam oder schnell wachsen, ganz so, wie es will. Oder besser: Kann. Ach ja, und wenn du reinschauen und mitlesen möchtest: Überall, wo „Geschützt“ steht, ist die Geschichte mit einem Passwort versiegelt, um ihr damit zumindest eine latente Leine anzulegen. Das Passwort ist katze123
Haha.
Ja, da war ich lustig.
Viel Spaß.
Wozu kreativ schreiben?
Wenn du dir mit kreativem Schreiben was Gutes tun willst, findest du dafür viele Gelegenheiten wie
- literarische Aufgaben im Rahmen von Wettbewerben oder Ausbildungen,
- das Verfassen von Büchern oder Gedichtbänden,
- das Schreiben (lebens!)wichtiger Briefe in digitaler oder haptischer Form (wie Liebesbriefe, Weihnachtskarten oder Schriftverkehr mit Ämtern),
- beim Songwriting für deine Band oder die Band deines LAPS (LAP! zerkugeln könnt ich mich!),
- beim Erstellen ansprechender Kurztexte für Social Media,
- für nicht-öde Werbeanzeigen,
- beim Texten von persönlichen Blogposts
- oder einfach, um dich als schreibende Kraft in Fluss zu halten – und als Texter*in im Schädel beweglich zu bleiben.
Grenzerfahrungen beim kreativen Schreiben
Die kreativen Geschichten meiner Schattentheater Website oder auch die Stories in meinen Büchern sind nicht das, womit ich den Großteil meines Kleingelds verdiene. Sie sind nämlich relativ abartig. Im Guten wie im Schlechten – das entscheidet dann letzten Endes ja sowieso jeweils die*der Lesende, das ist dann nicht mehr mein Kaffee, das kann ich nicht beeinflussen. Ein und dieselbe Phrase kann Menschen abstoßen oder anziehen, zum Schlucken bringen oder zum Lächeln, anlocken oder für immer vertreiben. Blah.
Ja, die Geschichten sind abartig. Unartig. Schlagartig. Wirtschaftlich wenig relevant. Aber: Sie halten mich rundum lebendig. Denn sie drücken meine Schattenseiten aus. Und die gehören einfach dazu. Zu mir als Mensch. Und zu meinem Portfolio als Texterin, Autorin und Schreiberin.
Und das – trara – ist das Schöne am lyrischen oder künstlerischen Schreiben: Du hast keine Grenzen, außer die in deinem Kopf. Und für mich klingen die dann nach „Was wird wohl grad XYZ denken beim Lesen? Ohgott.“, „Die ABC kriegen wahrscheinlich einen Infarkt, wenn ich das veröffentliche.“ oder auch „Dann lachen wieder alle.“ (Meine verhasste „Lieblings“kopfgrenze, by the way.)
Spring über deinen Schatten: Schreib was Besonderes.
Ja, Such a Surge wussten schon immer, wie der tapfere Hase rennt: Geradewegs über den eigenen Schatten. Und gerade deshalb ist es eine tolle Übung (falls du überhaupt Lust, ein bisschen Zeit sowie eine Tastatur oder Stift und Papier zur Verfügung hast), außernatürliche Geschichten und Textfragmente zu verfassen. Weg von dem, wie und was du sonst schreibst. Und etwas, das definitiv hängenbleibt – in erster Linie jetzt mal bei dir. Denn wenn es das tut, kannst du ja überlegen, ob du das Graffel auch für andere offenlegst. Heißt nicht, dass du das wirklich tun willst. Aber die Übung an sich macht schon großen Spaß – und manchmal auch große Angst. In jedem Fall kannst du Großes dabei entdecken und fühlen.
Was du versuchen könntest:
- Schreib einfach wie damals als Teenie im Tagebuch über deinen frei erfundenen beschissensten oder herrlichsten Tag – und lass ruhig einen Gutteil der Satzzeichen weg. Ja, und pfeif auf das Ende.
- Überhaupt: Lass einfach mal die Satzzeichen weg. Mach halt Absätze, um dir noch irgendwie einen Überblick zu gewähren. Die stärksten Emotionen kommen oft auch ohne Satzzeichen aus. Dafür lieben sie manchmal Großbuchstaben und abrupte Enden. (Anm.: Ich musste jetzt „abrupt“ nachschlagen, weil ich das Wort so selten verwende. What the.)
- Schreib so, wie du denkst, du würdest schreiben, wenn du ein anderes Geschlecht hättest – oder einen anderen Familienstand – oder eine andere Nationalität. Oder eine andere Meinung.
- Erfinde eine Lebensgeschichte zu dem Typen, der dich vorher beim Einkaufen grad gerempelt und außerdem aus dem Mund gestunken hat. Egal was, du kannst alles erfinden!
- Nimm das liebste Tier aus deiner Kindheit und lass es in (d)einer Geschichte sterben. Ruf dazu die liebsten Held*innen aus deiner Kindheit auf den Plan, und bau ein paar aktuelle Politiker*innen mit ein – oder einfach die Leute, die grad neben dir wohnen. Das Tier darf auferstehen – oder auch nicht. Überleg dir was Schräges. Und dann schreib dich selbst in die Story und rette die gesamte Welt.
- Oder dreh in einer vorhandenen Kopfkino-Geschichte einfach mal alles um: Aus Schwarz mach Weiß, aus Frau mach Mann, aus Hund – ach, lass den Hund, und aus Sommer mach Winter. Aus dem Deutschen einen Inder, aus dem Fernseher eine Waschmaschine. Aus einem Toten ein Neugeborenes. Aus dem Meer eine Wüste.
- Noch nichts dabei, das dir gefällt? Dann beschreibe einen sehr komplexen Vorgang in einfachsten Worten. Oder umgekehrt! (Ja, genau. Umgekehrt bedeutet: Beschreibe einen sehr einfachen Vorgang in kompliziertesten Worten. Stimmt.)
Das alles ist anders. Gruselig. Spannend. Befreiend. Skurril. Schwierig. Viel zu einfach. (Von wegen!) Und in jedem Fall: Kreativ.

Die Geschichte anspannen und entspannen
Grad erst gestern habe ich das Geschenk erhalten, als Externe via zoom zu einem Songwriting Workshop mit jungen Frauen zugeschalten zu werden. Halleluja, ich bin so dankbar dafür. Ich hatte so viel Spaß! Und einen Ansatz, der glücklicherweise gut gepasst hat für alle Teilnehmenden, nämlich: Nimm ruhig all das Schöne, Brave, das du denkst, aussagen zu wollen – aber versehe es mit einem Drama. Deinem Drama. Eurem Drama. Leite die Geschichte so ein. Und dann: Befrei die Geschichte, aber sowas von! Befreie die Geschichte so sehr ins Schöne (oder von mir/dir aus auch ins Bodenlose) rein, dass wirklich alle aufatmen (oder den Rappel kriegen), nicht nur du als Songwriterin.
So haben wir das dann gut aufgebaut, und vom Ausgangspunkt einer reinen Lichter-Sammlung ohne Höhen und Tiefen in einen spannenden Aufstieg vom Dunkel ins Licht verwandelt.
Es hat funktioniert. Und: Es war großartig!
Bereit fürs etwas andere Schreiben?
Die berührendsten Geschichten und Texte sind einfach die, die wirklich angreifen: Einfach so angreifen. Oder dich als Mensch angreifen. Dafür benötigen sie Sprünge an der Wand, Steine am Weg und Wörter, die nicht reinzupassen scheinen, aber in Wahrheit – pssst – perfekt sind. Und immer brauchen die – deine! – berührendsten Geschichten, Texte und Wortfragmente nicht nur das Licht, sondern auch die Schatten, die deine Figuren, Kakteen, Aussagen oder Erlebnisse in genau diesem Licht werfen.
Wenn du es nicht eh schon längst tust, wünsch ich dir jetzt viele kreative Grenzerfahrungen mit und in deinem kreativen Schreiben.
Ahja, fast vergessen – vergiss nicht: Wenn dich dein eigener Text nicht berührt, berührt er auch garantiert niemand anderen. Und wer will schon unberührende Geschichten (oder Slogans – oder Briefe – oder E-Mails ans Finanzamt) schreiben?
Ich jedenfalls nicht. Zumindest echt nicht immer.
PS: Wenn du dich übers kreative Schreiben austauschen willst, rennst du bei mir die meiste Zeit offene Türen ein. Meld dich einfach.
Schreib vom Leben, schreib vom Glück,
Verwandle Worte in ein Theaterstück.
Lass Worte fließen wo kein Fluss,
Das letzte Wort kommt zum Schluss.
Geschrieben von Ketoqueen 😘
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Großartig ❤ Danke meine Liebe :-*
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In Schichten
der Geschichten
zwänge ich mich durch
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